DAS SCHMAROTZERHAUS
Eingezwängt zwischen Stadtmauer und Gasse bleibt kaum Raum für das kleine Haus. Wer hier baute, hatte nicht viel Geld und musste mit dem Platz geizen. Umso dankbarer war der Bauherr, dass er sich sogar eine eigene Rückwand des Hauses sparen konnte – die Stadtmauer diente ihm als solche.
Aus heutiger Sicht hat da jemand „schmarotzt“. Für den kleinen Handwerker, Arbeiter oder Tagelöhner, der 1709 an der Stadtmauer dieses Häuschen errichtete, war es vielleicht die einzige Möglichkeit, sich eine eigene Existenz in Menden aufzubauen.
Hier finden Sie das Schmarotzerhaus:
Öffnungszeiten
Das Schmarotzerhaus ist zu Fuß vom Stadtmuseum aus erreichbar (siehe Karte oberer Rand). Die Besichtigung des Innenraums ist nur bei öffentlichen Führungen oder nach besonderer Vereinbarung möglich. Führungen sind an folgenden Samstagen (11 – 12 Uhr):
3.2, 3.3, 7.4, 5.5, 2.6, 7.7, 4.8, 1.9, 13.10, 3.11, 8.12
Freier Eintritt. Spenden sind willkommen.
Das Schmarotzerhaus ist für in der Bewegung benachteiligte Menschen NICHT geeignet.
Kontakt
Museum für Stadt- und Kulturgeschichte
Marktplatz 3
58706 Menden
Tel: 02373/903 ABCD
Mail: museum@menden.de
Web: www.museum-menden.de
Das Schmarotzerhaus konnte mit Unterstützung vieler Förderer und ehrenamtlicher Helfer von der Mendener Stiftung Denkmal und Kultur restauriert und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
HAUSBAU
Um 1700 haben Stadtmauern ausgedient. Gegen Kanonen können sie wenig ausrichten. Dort wo man Schutz gegen Feinde braucht, werden jetzt zickzackförmig hohe Erdwälle, auf denen Kanonen stehen, weit vor der Stadt gebaut.
Auch der freie Rundweg innerhalb des Mauerrings ist überflüssig geworden. Die Stadtverwaltung in Menden will ihn zwar noch nicht zum Bebauen freigeben, trotzdem entstehen hier entlang der Stadtmauer schon bald neue Gebäude.
1709 wird an einer besonders engen Stelle ein schmales Fachwerkhaus gebaut. Aus der Not, jeden Zentimeter nutzen zu müssen, macht der Bauherr eine Tugend: Er spart sich die Hausrückwand und nimmt stattdessen die vorhandene Stadtmauer. Der Platz reicht nur für einen schmalen Eingangsflur mit je einer Stube links und rechts davon. Vom Flur führt eine schmale Stiege ins obere Stockwerk, auch dort je einer Stube links und rechts. Eine Küche gibt es nicht. Gekocht und geheizt wird im Eingangsflur.
Sparsamkeit regiert den ganzen Bau: Wo immer möglich, besteht das Fachwerk aus gebrauchten Balken. Das obere Stockwerk ist sehr niedrig. Die Giebelseiten haben keine Fenster. Vermutlich ist es eine Handwerkerfamilie oder eine Arbeiterfamilie aus der sich entwickelnden Nadelindustrie, die hier einen ersten Schritt in ein besseres Leben macht: Nur wer ein eigenes Haus besitzt, kann in Menden auch Bürger werden.
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